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Trächtigkeit beim Pferd: Das Wichtigste auf einen Blick

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Trächtigkeit beim Pferd: Das Wichtigste auf einen Blick

Das Wichtigste in Kürze

Wie lange ist ein Pferd trächtig? 

Die Trächtigkeit eines Pferdes dauert durchschnittlich 335 Tage. Sie ist jedoch sehr variabel und kann je nach Rasse, Alter, Gesundheit und Umweltbedingungen der Stute zwischen 300 und 400 Tagen liegen.

Wie erkennt man, ob eine Stute trächtig ist?

Die Trächtigkeit einer Stute kann mit verschiedenen Methoden festgestellt werden. Die einfachste und sicherste Methode ist die Ultraschalluntersuchung. Wie Du den Geburtstermin errechnest, liest Du hier.

Worauf muss man bei einer tragenden Stute achten? 

Eine tragende Stute braucht eine besondere Pflege und Ernährung sowie reichlich Ruhe, um sich selbst und das Fohlen gesund zu halten.

Die Trächtigkeit eines Pferdes ist ein spannender Prozess, der viele Veränderungen für die Stute und das Fohlen, aber auch für den Besitzer mit sich bringt. Aus diesem Grund solltest Du Dich gut über die Trächtigkeit bei Pferden informieren. Wie lange sie dauert, wie Du sie erkennst und worauf Du bei einer tragenden Stute achten solltest, verraten wir Dir in diesem Blogbeitrag.

Trächtigkeit beim Pferd: Die verschiedenen Phasen

Du bist neugierig, was genau während der Trächtigkeit im Körper Deiner Stute passiert? Wir verraten Dir im Folgenden mehr über die einzelnen Phasen der Trächtigkeit.

Der Körper jeder Stute durchläuft während der Trächtigkeit unterschiedliche Phasen.

Die erste Phase: Die Befruchtung

Die erste Phase der Trächtigkeit beginnt mit der Befruchtung der Eizelle durch das Spermium des Hengstes. Dies geschieht meistens während der Rosse – also Brunst – der Stute, die etwa alle drei Wochen auftritt. Das ist die Zeit, in der die Stute empfängnisbereit ist und den Hengst anlockt. Die Rosse dauert etwa vier bis sieben Tage und kann an verschiedenen Anzeichen erkannt werden, wie zum Beispiel:

  • Aufblähen des Eierstocks
  • Absondern von Schleim aus der Scheide
  • Anheben des Schweifs
  • Ausschlagen mit den Hinterbeinen
  • Zucken des Afteres
  • Zeigen von Zuneigung oder Aggression gegenüber anderen Pferden

Die Befruchtung kann auf natürliche Weise durch den Deckakt mit einem Hengst oder künstlich durch eine Besamung erfolgen. Bei Letzterer wird das Sperma des Hengstes mithilfe einer Spritze in die Gebärmutter der Stute eingebracht. Dies hat den Vorteil, dass die Stute nicht transportiert werden muss und die Auswahl des Hengstes größer ist.

Die befruchtete Eizelle wandert durch den Eileiter in die Gebärmutter, wo sie sich nach etwa sechs Tagen in der Schleimhaut einnistet. Dabei bildet sich eine feste Verbindung zwischen der Eizelle und der Gebärmutter, die als Plazenta bezeichnet wird. Die Plazenta versorgt den Embryo mit Nährstoffen und Sauerstoff und schützt ihn vor Infektionen.

Die zweite Phase: Die Entwicklung des Embryos

Die zweite Phase der Trächtigkeit ist die Entwicklung des Embryos und dauert ca. bis zum sechsten Monat an. In dieser Zeit wächst der Embryo von der Größe eines Reiskorns bis zu der eines Hundes. Er durchläuft dabei verschiedene Stadien, in denen er seine Gestalt und seine Organe ausbildet.

Nach etwa 14 Tagen ist der Embryo etwa einen Millimeter groß und hat eine runde Form. Er wird als Blastozyste bezeichnet und setzt sich aus einer inneren Zellschicht, die den Keimling bildet, und einer äußeren Zellschicht, die die Plazenta bildet, zusammen.

Nach etwa 21 Tagen ist der Embryo ca. drei Millimeter groß und oval geformt. Er wird als Gastrula bezeichnet und besteht aus drei Zellschichten, die die verschiedenen Gewebe und Organe bilden: die äußere Ektoderm, die innere Endoderm und die mittlere Mesoderm.

Nach etwa 28 Tagen ist der Embryo schon ungefähr fünf Millimeter groß und hat eine längliche Form. Er wird als Neurula bezeichnet und beginnt, sein Nervensystem auszubilden. Dabei bildet sich ein Neuralrohr, welches sich später zum Gehirn und zum Rückenmark entwickelt.

Tipp: Um die Entwicklung des Fötus zu verfolgen, kannst Du einen Trächtigkeitsrechner nutzen. So kannst Du Dich auf die Geburt des Fohlens vorbereiten.

Nach etwa 35 Tagen ist der Embryo etwa zehn Millimeter groß und gekrümmt. Er wird als Somitula bezeichnet und beginnt, seine Muskulatur auszubilden. In diesem Prozess entstehen sogenannte Somiten, die einmal zu Wirbeln, Rippen und Muskeln werden.

Nach etwa 42 Tagen ist der Embryo ca. 15 Millimeter groß und hat eine gestreckte Form. Er wird als Pharyngula bezeichnet und beginnt, seine Sinnesorgane auszubilden. Dabei bilden sich Augenbläschen, Ohrbläschen und Nasenlöcher.

Nach etwa 49 Tagen ist der Embryo ungefähr 20 Millimeter groß und nimmt eine pferdeähnliche Form an. Er wird als Fötus bezeichnet und fängt damit an, seine Gliedmaßen auszubilden. Dabei entstehen Knospen für die Beine, Hufe, Schwanz und Ohren.

Nach etwa 56 Tagen ist der Fötus etwa 25 Millimeter groß und die pferdeähnliche Form ist noch deutlicher erkennbar. Er beginnt, sein Fell auszubilden. Haarfollikel für das Langhaar, Kurzhaar und Unterhaar entstehen.

Nach etwa 63 Tagen ist der Fötus ca. 30 Millimeter groß und hat die Form vollständig pferdeähnliche. Er beginnt, seine Geschlechtsorgane auszubilden. In diesem Prozess werden Hoden oder Eierstöcke sowie Penis oder Scheide gebildet.

Ab dem dritten Monat wächst der Fötus immer schneller und nimmt an Gewicht zu. Ab dem vierten Monat kann man seine Bewegungen in der Gebärmutter spüren. Ab dem fünften Monat kann man sein Geschlecht bestimmen und ab dem sechsten Monat schließlich sein Fellmuster erkennen.

Endlich ist es da! Die Geburt eines Fohlens dauert durchschnittlich 20 bis 40 Minuten.

Die dritte Phase: Die Vorbereitung auf die Geburt

Die Vorbereitung auf die Geburt beginnt in der Regel ab dem siebten Monat. In dieser Zeit nimmt der Fötus noch mehr an Größe und Gewicht zu.

Die Stute zeigt in der letzten Phase der Trächtigkeit verschiedene Anzeichen, welche auf die baldige Geburt hinweisen. Sie…

  • …wird ruhiger und zieht sich zurück. Sie sucht einen geschützten und sauberen Platz für die Geburt.
  • …frisst weniger und trinkt mehr. Sie verliert an Gewicht und nimmt an Umfang zu.
  • …hat einen dickeren Bauch und eine breitere Kruppe. Die Bauchmuskulatur erschlafft und die Bauchdecke senkt sich ab.
  • …bekommt eine geschwollene Scham und eine gerötete Scheide. Aus Letzterer tritt schleimiger Ausfluss aus, der als Schleimpfropf bezeichnet wird. Dieser verschließt die Gebärmutter und schützt den Fötus vor Infektionen.
  • …hat eine vergrößerte Euter und tropfende Zitzen. Die Zitzen sondern eine gelbliche Flüssigkeit ab, welche als Kolostrum bezeichnet wird. Das íst die erste Milch, die das Fohlen nach der Geburt trinkt und enthält wichtige Antikörper, die das Immunsystem stärken.

Hinweis: Um den Geburtstermin einschätzen zu können, kannst Du einen Milchtest durchführen. Dabei misst Du den pH-Wert mit einem speziellen Teststreifen oder digitalen Messgerät.

Trächtigkeit beim Pferd: Die Geburt

Die Geburt eines Pferdes ist ein faszinierendes Ereignis und bringt viel Freude aber auch viel Sorge mit sich. Sie gliedert sich in drei Phasen: die Eröffnungsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase.

Die Eröffnungsphase

Die Eröffnungsphase ist die Vorbereitung auf die Geburt. Sie beginnt etwa 24 Stunden vor der Geburt und dauert etwa vier bis sechs Stunden. In dieser Zeit passieren folgende Dinge:

  • Die Stute wird unruhig und nervös. Sie scharrt mit den Hufen, schlägt mit dem Schweif, legt sich hin und steht wieder auf.
  • Sie bekommt Wehen, die zunächst schwach und unregelmäßig sind.
  • Die Stute bricht den Schleimpfropf ab und verliert ihn zusammen mit etwas Blut aus der Scheide.
  • Sie bekommt Schweißausbrüche und zittert. Sie atmet schneller und hechelt.

Tipp: Installiere eine Kamera in der Box oder einen Geburtsalarm an der Stute. So kannst Du den Prozess jederzeit überwachen und notfalls eingreifen.

Die Austreibungsphase

So wird die eigentliche Geburt genannt. Sie beginnt, wenn die Fruchtblase platzt und dauert ca. 20 bis 40 Minuten. In dieser Phase geschieht Folgendes:

  • Die Stute bekommt stärkere und regelmäßigere Wehen, die etwa alle zwei bis drei Minuten auftreten.
  • Sie legt sich auf die Seite und streckt die Beine aus. Sie presst mit jedem Wehenschub kräftig mit.
  • Das Fohlen erscheint zuerst mit den Vorderbeinen, die bis zu den Hufen aus der Scheide ragen. Die Vorderbeine sind überkreuzt und zeigen nach unten. Danach erscheint der Kopf, der zwischen den Vorderbeinen liegt.
  • Das Fohlen gleitet mit dem restlichen Körper aus der Scheide. Dabei kann es sein, dass die Nabelschnur reißt oder noch an der Plazenta hängt.
  • Das Fohlen liegt zunächst regungslos auf dem Boden. Es atmet jedoch bereits selbstständig und gibt erste Laute von sich.

Achtung: Versuche nicht, selbst einzugreifen. Du könntest die Situation noch verschlimmern oder Dich verletzen. Rufe lieber Deinen Tierarzt an!

Die Nachgeburtsphase

In dieser Phase wird die Plazenta abgestoßen. Sie beginnt, wenn das Fohlen geboren ist und dauert etwa eine bis drei Stunden. Du kannst diese Dinge beobachten:

  • Die Stute hat noch einige schwache Wehen, die bewirken, dass sich die Plazenta von der Gebärmutterwand löst und aus der Scheide austritt.
  • Sie steht auf und beschnuppert ihr Fohlen. Sie leckt es trocken und sauber und fördert so die Mutter-Kind-Bindung.
  • Das Fohlen steht auf und sucht das Euter der Stute. Es trinkt das Kolostrum, das es mit wichtigen Antikörpern versorgt.
  • Die Stute frisst die Plazenta oder lässt sie liegen. Letztere sollte vollständig sein und keine Risse oder Löcher haben.

Die Trächtigkeit beim Pferd ist ein unvergessliches Erlebnis

Die Trächtigkeit einer Stute ist ein Ereignis, das viel Glück aber auch viel Verantwortung mit sich bringt. Du weißt jetzt bestens Bescheid, wie lange sie dauert, wie Du sie erkennst und worauf Du bei einer tragenden Stute achten solltest. Außerdem hast Du mehr über die einzelnen Phasen der Trächtigkeit und der spannenden Geburt gelernt.

Wir hoffen, dass wir Dir dabei helfen konnten, Dich auf die diesen glücklichen Umstand vorzubereiten. Wir wünschen Dir, Deiner Stute und dem Fohlen alles Gute!

Quellen

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